Hautkrebs im Fokus: Ein Gespräch mit Dr. Oskar Steger

Wer mit der Diagnose "Hautkrebs" konfrontiert wird, ist erst einmal schockiert. Aber es gibt Unterschiede. So bildet etwa der helle oder weiße Hautkrebs nur selten gefährliche Tochtergeschwülste und ist in den allermeisten Fällen heilbar. Der schwarze Hautkrebs ist gefährlicher, tritt jedoch viel seltener auf. Für alle Hautkrebsarten gilt: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto erfolgreicher und schonender lässt er sich behandeln.

Heller Hautkrebs

Der helle (weiße) Hautkrebs ist der häufigste Hauttumor weltweit. Beide Krebsarten - Basaliom und Spinaliom - bilden sich vorwiegend auf den sogenannten Sonnenterassen, also Gesicht, Dekolleté, Schultern, Nacken, Unterarmen und Händen. Mit einer Operation wird der Tumor meist vollständig entfernt, weshalb die Heilungschancen allgemein sehr gut sind.

  • Das Basaliom (auch Basalzellkarzinom) entsteht in der untersten Schicht der Oberhaut (Epidermis), wo durch Teilung immer neue Basalzellen entstehen, die innerhalb weniger Wochen an die Hautoberfläche wandern. Der Tumor wächst zwar sehr langsam, kann jedoch in angrenzendes Gewebe hineinwachsen. Anders als das bösartige Melanom bildet das Basaliom aber fast nie Tochtergeschwülste (Metastasen).
  • Das Spinaliom (auch Plattenepithelkarzinom) entsteht aus den sogenannten Stachelzellen, die die schützende Hornschicht der obersten Hautschicht bilden. Als Vorstufe gilt die aktinische Keratose , die meist früh durch eine flache, rötliche und raue Schuppung auffällt. Mit der Zeit wird die Keratose dicker und bildet häufig eine Schorfschicht an umschriebenen Stellen oder flächig. Auch dieser Tumor kann in angrenzendes Gewebe hineinwachsen. Metastasen entstehen jedoch nur selten und erst nach Jahren.

Ist weißer Hautkrebs wirklich weiß?

Man spricht von hellem, beziehungsweise weißem Hautkrebs, weil diese Tumore nicht wie beim schwarzen Hautkrebs aus den pigmentbildenden Hautzellen (Melanozyten) hervorgehen. Weiß sind die Hauterscheinungen jedoch nicht. Beim Basaliom ist die Hautstelle zu Beginn meist rot oder einfach hautfarben. Das Spinaliom bildet vorwiegend rötlich-bräunliche Krusten.

Schwarzer Hautkrebs: das maligne Melanom

Das maligne (bösartige) Melanom stellt einen Sonderfall dar. Es ist zwar viel seltener, aber auch deutlich gefährlicher als die anderen beiden Hautkrebsarten. Es fällt meist durch seine dunkle Farbe auf und wird deshalb auch schwarzer Hautkrebs genannt. Das Melanom entwickelt sich aus bestehenden Muttermalen, in 70 % allerdings spontan auf vorher gesunder, unauffälliger Haut. Es tritt auch an versteckten Stellen auf, so zum Beispiel auf der Kopfhaut, unter dem Fuß- oder Fingernagel oder an Schleimhäuten etwa im Mund oder an den Genitalien. Die Zahl der Neuerkrankungen ist auch beim malignen Melanom deutlich gestiegen und hat sich seit den Siebzigerjahren ungefähr verfünffacht, Tendenz steigend. Zwar nimmt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter zu - doch immer häufiger sind auch jüngere Menschen betroffen: 20-Jährige mit Melanom-Diagnose sind keine Seltenheit mehr.

Grundsätzlich gilt: Im Frühstadium kann das maligne Melanom in fast allen Fällen erfolgreich behandelt werden. Je später der Tumor jedoch entdeckt wird, desto geringer sind die Überlebenschancen.

Wie hoch ist mein persönliches Risiko für Hautkrebs?

Statistiken geben Häufigkeiten wieder, können aber nichts über das persönliche Risiko eines Menschen aussagen. Es gibt allerdings aussagekräftige Faktoren, die die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. Das individuelle Erkrankungsrisiko gilt daher grundsätzlich erhöht, wenn nachfolgende Risikofaktoren vorliegen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Hautkrebs zählen intensive UV-Bestrahlung durch Sonne, Sonnenbrände vor allem in Kindheit und Jugend, auch führt die UV Belastung ohne Sonnenbrand dazu, dass vermehrt Pigmentmale entstehen. Die Sonne ist ein Kanzerogen. Wie Zellen sich teilen und entwickeln, wird durch das Erbgut im Zellkern gesteuert. UV-Strahlung kann dieses Erbgut beschädigen. Werden diese DNA-Schäden nicht repariert, können betroffene Zellen zu Ausgangszellen für Hautkrebs werden. Auch der regelmäßige Besuch eines Sonnenstudios (zum Beispiel einmal pro Monat über ein Jahr) erhöht das Risiko von Hautkrebs bereits um mindestens 75 %.

Ist das Sonnenlicht ungesund?

Nein, nicht wenn Sie es in Maßen genießen. Wärme und Licht sind ein Lebenselixier und sehr wichtig für die Menschen. Sie verschaffen Wohlbefinden und helfen dem Körper dabei, das für die Knochen wichtige Vitamin D zu bilden. Es regelt den Kalziumhaushalt im Körper und hilft beim Schutz vor Herz- Kreislauf- Erkrankungen und möglicherweise auch beim körpereigenen Schutz vor Krebs, auch vor Hautkrebs. Dazu reicht es aber aus, wenn Sie im Sommer Gesicht und Hände 15 bis 20 Minuten am Tag der Sonne aussetzen. 

Es ist aber unklar, wie viel Vitamin D der einzelne Mensch tatsächlich benötigt. Sicher dagegen ist: Selbst bei bewölktem Himmel dringt ein erheblicher Anteil Sonnen-UV-Strahlung (ultraviolette Strahlung) auf die Erde. Und im Winter strahlt die Sonne zwar schwächer, aber Schnee erhöht wieder die UV- Dosis, weil er 30 bis 80 Prozent der Strahlung reflektiert. Insgesamt gesehen muss der Körper aber in der kalten Jahreszeit von den Körper-Einlagerungen des Vitamin D leben. Andererseits kann zu viel Sonnenlicht auch schaden, denn zu hohe Dosen von UV-Licht greifen Augen und Haut an. UV- Strahlung ist zwar für unsere Augen nicht sichtbar - aber sie wirkt: Hautbräunung geht ebenso auf ihr Konto wie die Rötung der Haut, Schäden am Erbgut der Zellen oder die vorzeitige Hautalterung. Besonders schädlich ist die UV-B-Strahlung, die nicht so tief vordringt, aber die Basalzellschicht in der Oberhaut schädigen kann. Für solche Schädigungen durch UV-Licht sind Kinder besonders empfindlich. Denn Kinderhaut ist dünner, hat weniger Hornhaut und kann kaum schützende Bräune entwickeln. Deshalb bekommen Kinder sehr schnell einen Sonnenbrand, was der Haut nachhaltig schaden kann. Kinder unter zwei Jahren sollten generell im Schatten bleiben. 

  • Wissenschaftliche Daten zeigen, dass das Spinaliom vor allem durch eine durchgehende, kontinuierliche UV-Bestrahlung / Exposition entsteht. Für das Basalzellkarzinom sind vermutlich sowohl die durchgehende als auch die wechselnd intensive UV- Belastung verantwortlich. 
  • Menschen mit heller bis sehr heller Haut, Sommersprossen, blonden oder roten Haaren und grünen oder blauen Augen gelten als besonders gefährdet. Ihre Haut reagiert empfindlicher auf UV-Strahlung. Im Hochsommer bekommen sie meist bereits nach circa 5 bis 20 Minuten einen Sonnenbrand. 
  • Das Risiko, am malignen Melanom zu erkranken, nimmt mit der Anzahl der Leberflecke zu. Experten schätzen, dass ab 40 bis 50 Leberflecken am Körper das Risiko um das 4,5-Fache steigt. 
  • Die genetische Veranlagung scheint eine wesentliche Rolle zu spielen. Wenn Sie einen Verwandten ersten Grades - Vater oder Mutter - haben, der an Hautkrebs erkrankt ist, ist das Risiko deutlich erhöht. 

So können Menschen mit mehreren individuellen Risikofaktoren, wie heller Haut (Hauttyp l-ll), rötlichen oder blonden Haaren, Neigung zu Sommersprossen, Sonnenbrandflecken oder einem Angehörigen mit malignem Melanom ein bis zu 120-fach erhöhtes Risiko haben, an einem malignen Melanom zu erkranken

 

Wie sehen Melanome aus und welche Symptome treten auf?

Maligne Melanome können sich in ihrem Aussehen sehr voneinander unterscheiden. Meist handelt es sich um dunkle oder schwarze Flecken. Sie können aber auch "livid" (grau, dunkelgrau, bleigrau, blaugrau oder bläulich-violett) oder rötlich sein sowie flach, erhaben (über die Hautoberfläche hinausgehend) oder knotig.

Unterschieden werden die folgenden Typen von Melanomen:

  • Superfiziell (oberflächlich) Spreitendes Melanom: Es stellt den häufigsten Melanomtyp dar und macht etwa 60 % aller malignen Melanome aus. In der Regel breitet es sich über längere Zeiträume horizontal eher flächig aus, bevor es – dann aber mitunter sehr rasch – vertikal in die Tiefe wächst.
  • Noduläres (knotiges) Melanom: Rund ein Fünftel aller Melanome sind vom nodulären, das heißt knotigen Typ. Die braunen bis blauschwarzen, mitunter auch roten Knoten sind glatt, warzenartig oder ulzeriert (aufgebrochen) und bluten leicht. Sie wachsen deutlich rascher als superfiziell spreitende Melanome und meist sofort in die Tiefe.
  • Lentigo Maligna Melanom: Lentigo maligna Melanome wachsen bevorzugt an lichtexponierten Stellen wie dem Kopf und oft langsam über mehrere Jahre. Ihre Farbe ist hell- bis dunkelbraun oder weiß- bis blaugrau, sie sind meist flach und werden typischerweise bei älteren Patientinnen und Patienten beobachtet.
  • Akral Lentiginöses Melanom: Der mit rund 4 % seltene Melanom-Typ betrifft die "Akren", das heißt die Finger und Zehen, aber auch Handflächen, Fußsohlen und das Nagelbett.
  • Schleimhautmelanom: Das Schleimhautmelanom ist ein sehr seltener Subtyp, der im Bereich der Schleimhäute auftritt und durch eine schlechte Prognose gekennzeichnet ist. Dabei können neben den Mund- und Genitalschleimhäuten auch andere, eher verborgene Bereiche wie die Nasennebenhöhlen oder der Augenhintergrund betroffen sein. 

Was tun?

Oft haben die Patient*innen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung keine Beschwerden. Manche Melanome verursachen Juckreiz oder fallen durch eine Blutung auf. Bemerken Sie Auffälligkeiten, die Sie verunsichern, sollten Sie diese lieber einmal unnötig überprüfen lassen, als zu spät. Die Angst vor Hautkrebs kann belastend sein. Und dieser Leidensdruck verschwindet umso früher, je schneller ein Verdacht abgeklärt wird. Zudem sind die Heilungschancen umso besser, je früher die Diagnose gestellt wird. Bestätigt sich der Verdacht, sind Sie in der hautärztlichen Praxis in den besten Händen.

Ist Ihre Haut gesund?

Untersuchen Sie regelmäßig selbst Ihre Muttermale und jede über einen Zeitraum von vier Wochen nicht heilende Wunde. Achten Sie dabei auf Veränderungen mithilfe der ABCDE-Regel:

  • A = Asymmetrie: ungleichmäßige, asymmetrische Form
  • B = Begrenzung: unregelmäßige Ränder
  • C = Coloration: unterschiedliche Färbungen
  • D = Durchmesser: größer als 5 mm
  • E = Entwicklung: Veränderung in den letzten drei Monaten

Professionelle Untersuchung: Hautkrebsscreening

Das Screening verfolgt das Ziel, die drei Hautkrebserkrankungen - malignes Melanom, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom - so frühzeitig wie möglich zu erkennen und damit die Prognose zu verbessern. Das Screening ist eine Ergänzung zur Selbstuntersuchung. Bisherige Erkenntnisse belegen Vorteile des Hautkrebsscreenings: So werden mehr Hautkrebsfälle entdeckt und befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnose häufiger in einem frühen Stadium.

Ablauf der Untersuchung

Der Arzt- in erfragt zunächst Ihre Krankengeschichte und eventuelle Hautkrebserkrankungen in der Familie (Anamnese). Außerdem werden Sie gegebenenfalls über den individuellen Hauttyp, die Risikofaktoren für Hautkrebs, ein vernünftiges Sonnenschutzverhalten sowie die Möglichkeiten zur Selbstkontrolle der Haut beraten. Anschließend wird die gesamte Haut untersucht.

Unter Dermatoskopie versteht man ein optisches Untersuchungsverfahren der Haut. Es wird insbesondere zur Früherkennung bösartiger Tumore der Haut eingesetzt. Bei der digitalen Video-Dermatoskopie werden Hautveränderungen in hoher Auflösung auf einem Bildschirm dargestellt, die mit dem bloßen Auge kaum sichtbar sind. Die Muttermale werden per Foto dokumentiert. Auffällige Veränderungen der Haut werden zusätzlich vermessen. Somit kann man bei zukünftigen Untersuchungen einen exakten Vergleich anstellen. Auffällige Muttermale werden zudem einer AI Analyse (artifizielle oder künstliche Intelligenz) unterzogen. Selbst kleine Veränderungen lassen sich mit diesem Verfahren erkennen und helfen, unnötige Operationen zu vermeiden. Nur mithilfe der computergestützten Folgeaufnahmen können Muttermale, die sich verändern, frühzeitig erkannt werden!

Fazit

Der bewusste Umgang mit Sonne, die Selbstuntersuchung in Verbindung mit professionellem Hautkrebsscreening sind die beste Voraussetzung für eine Prävention und Früherkennung von Hautkrebs und vermitteln uns das gute Gefühl die Sonne und unsere Freizeit unbeschwert geniessen zu können.