Beckenbodenschwäche – Ursachen, Symptome und Lösungen

Dr. med. univ. Stephanie Lerede Gatti, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe

Der Beckenboden ist eine hängemattenförmige Muskelwand im Unterleib, welche die Organe stabilisiert und einen wichtigen Einfluss auf deren Funktion hat. Liegt eine Beckenbodenschwäche vor, kann es zur Senkung der Scheide und/oder Gebärmutter bis hin zum Vorfall kommen.

Folgen können Funktionseinbußen der angrenzenden Organe wie Blase und Darm sein. Etwa ein Drittel aller Frauen erfahren im Laufe ihres Lebens eine nachlassende Stabilität des Beckenbodens, betroffen sind dabei nicht nur ältere Frauen. Hormonelle Veränderung in der Menopause und das Alter sind zusätzliche Faktoren die den Beckenboden beeinflussen. Leider ist die Beckenbodenschwäche mit ihren Symptomen immer noch ein Thema, das oft nicht angesprochen wird oder aufgrund der mangelnden Information der Frauen nicht zugeordnet werden kann.

Risikofaktoren

für eine Beckenbodenschwäche können eine genetische Veranlagung zur Bindegewebsschwäche, Schwangerschaften und Geburten, häufiges schweres Heben, chronischer Husten sowie Übergewicht sein.

Mögliche Symptome können ein „ständiger Druck nach unten“, Kreuzschmerzen, Blasenprobleme mit chronischen Entzündungen, Urinverlust, Fremdkörpergefühl, Druckgeschwüre, Intimitätsprobleme sowie bei stärkerer Ausprägung Blasen- und Darmentleerungsstörungen und Inkontinenz sein. Beeinträchtigung der Lebensqualität mit hohem Leidensdruck und entsprechende psychologische Einschränkungen können Folgen sein.

In der Behandlung der Beckenbodenschwäche ist, je nach Ausprägung, ein konsequentes Beckenbodentraining zur Kräftigung der Muskulatur von großer Bedeutung. Gezielte Übungen stärken die Muskulatur und lindern die Symptome. Nach Schwangerschaften und Geburten ist ein Beckenbodentraining immer zu empfehlen. Auch Physiotherapie und Elektrostimulation sind wichtige Bestandteile der konservativen Therapie, ebenso sind die Einlage von Pessaren eine Option. Pessare sind Fremdkörper (z.B. Ringe), die den Beckenboden stabilisieren können. Diese werden während einer gynäkologischen Visite individuell ausgesucht und dann vaginal eingesetzt. Wenn ein operatives Vorgehen nicht gewünscht wird oder eine Operation aus verschiedenen Gründen nicht durchgeführt werden kann, entscheiden sich viele Patientinnen für diese Therapieoption. Bei einer sehr ausgeprägten Schwäche oder wenn sich die Symptome nicht bessern, kommen operative Methoden (z.B. Straffung der Scheide, Mesh/Bandeinlage, usw…) oder auch eine medikamentöse Therapie zum Einsatz.

Bei einer Beckenbodenschwäche sind Senkungszustände des Beckenbodens und Funktionseinbußen der angrenzenden Organe (Blase, Darm) häufig miteinander vergesellschaftet. Sie können jedoch auch isoliert auftreten. So unterschiedlich und individuell die subjektiven Beschwerden der Patientinnen sind, so unterschiedlich sind auch die Therapieoptionen. Auf Grund der vielschichtigen Problematik ist ein interdisziplinäres Versorgungskonzept von Bedeutung.

Es ist wichtig, Patientinnen zu sensibilisieren bzw. das Bewusstsein zu schärfen und die Frauen nach klinischer Beurteilung umfassend aufzuklären. Dies hilft eine Beckenbodenschwäche frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Die Kunst besteht darin, für jede Patientin ein individuell richtiges Konzept zu erstellen. Nur so können langfristig zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden.

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