Schaufenster zur Geschichte des Deutschen Ordens

Der Deutsche Orden entstand aus einem Akt der Nächstenliebe, als Bürger aus Bremen und Lübeck im Jahr 1190 während des dritten Kreuzzuges vor Akkon mit den Segeln Lazarette bauten. Bis heute engagieren sich die Ordenspriester und -schwestern in Pfarreien, Schulen und Pflegeeinrichtungen, wobei ihr Schwerpunkt auf der Betreuung älterer und kranker Menschen liegt.

 

Aus einem Akt der Nächstenliebe, als Bürger aus Bremen und Lübeck im Jahr 1190 während des dritten Kreuzzuges vor Akkon mit den Segeln Lazarette bauten, entstand der Deutsche Orden. Acht Jahre nach der Gründung wurde die Hospitalgemeinschaft der Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem mit päpstlichem Segen in einen Ritterorden umgewandelt, dessen Aufgabe der Schutz und die Pflege der Pilger im Heiligen Land war. Seit 1202 ist der Orden ununterbrochen in Tirol ansässig.

Die Wurzeln des Ordens liegen in einem tiefen Sinn für Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft. So wurden bereits vor 1211 in Lengmoos und später in Sterzing Hospitalstiftungen gegründet, die zur Errichtung von Kommenden führten. Dies geschah durch das Engagement von Persönlichkeiten wie Adelhaid von Taufers und Hochmeister Maximilian Josef von Österreich, der die religiösen Gemeinschaften neu beleben und ihre sozialen Aufgaben fördern wollte.

Der Staat des Deutschen Ordens

 

In seiner Frühzeit rekrutierte sich der Orden vorwiegend aus den nachgeborenen Söhnen des niederen Adels. Die Priesterbrüder waren den Ritterbrüdern gleichberechtigt und hatten die Aufgabe, die Mitbrüder seelsorglich zu betreuen.

Konsolidierung und innere Erneuerung nach der Reform

Im Laufe des 16. Jahrhunderts begann die innere Erneuerung des Ordens. Nach den Umwälzungen der vergangenen Zeit war es dessen Aufgabe, seinen Standort neu zu bestimmen und die ursprünglichen Forderungen der Ordensregel auf die veränderten Verhältnisse der Gegenwart zu beziehen. So rief die katholische Reform den Orden zu seinen geistlichen Pflichten zurück. Die Ordensleitung beschloss, den Forderungen des Konzils von Trient folgend, Priesterseminare zu errichten. Künftig spielten die Ordensniederlassungen in evangelisch gewordenen Städten eine wichtige Rolle in der Seelsorge für Durchreisende. Auch gewann in einigen Kommenden der Gedanke der Hospitalität wieder an Boden. Nach den Nöten des Dreißigjährigen Krieges begann im Orden eine rege Bautätigkeit. Schlösser, oft verbunden mit Schlosskirchen, und Kommendenhäuser wurden errichtet. Daneben entstanden zahlreiche neue Dorf- und Stadtkirchen sowie Hospitäler, Rat-, Schul- und Bürgerhäuser, Brücken und andere Bauwerke. Nach den Reformen im 16. Jahrhundert erlebte der Orden eine Phase der äußeren Konsolidierung unter Walther von Cronberg. Die Verabschiedung der „Cronbergschen Konstitution“ im Jahr 1529 legte den Grundstein für eine neue Ordnung, die die seelsorgliche und gesundheitliche Verantwortung des Ordens neu definierte.

Der Deutsche Orden im Schutze Habsburgs

Der Aufschwung, den der Orden in den nächsten Jahrzehnten nahm, war vor allem zwei Personen zu verdanken: dem Hochmeister Erzherzog Maximilian und P. Peter Rigler. Zusammen wurden die beiden zur treibenden Kraft der Ordensreform. Um den Orden seinen ursprünglichen Bestimmungen näherzuführen, wurde 1840 das mittelalterliche Institut der Deutschordensschwestern wiederbelebt. 14 Jahre später bestätigte Papst Pius IX. das Schwesterninstitut und die "Regeln der Schwestern vom Deutschen Hause Sankt Marien zu Jerusalem". 1855 wurde unter P. Riglers Leitung in Lana der erste Priesterkonvent gegründet.

Die Ritter des Ordens wandten sich seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts verstärkt dem Kriegssanitätswesen zu. Anlass war unter anderem das allgemeine Entsetzen über das Elend der Kriegsverletzten in der Schlacht von Solferino (1859). Mehrfach schon im 19. Jahrhundert, vor allem aber im Ersten Weltkrieg richtete der Orden Feldspitäler ein.

Der Deutsche Orden in Tirol

 

Heute zählt der Deutsche Orden in Südtirol 25 Brüder und 26 Schwestern. In der Ballei "An der Etsch und im Gebirge" gibt es derzeit mehr als 70 Familiaren.

Der geistliche Deutsche Orden

Bis Ende 1927 erkannten nun alle Nachfolgestaaten der Donaumonarchie den Deutschen Orden als geistlichen Orden an. In der neuen Regel, die 1929 von Papst Pius XI. gutgeheißen wurde, lag die Generalleitung des Ordens in den Händen von Priestern. Die Provinzleitung übernahmen die Prioren bzw. die Provinzoberinnen. 1936 gewährte der Papst das Privileg, dass die Kongregation der Deutschordensschwestern unter der unmittelbaren Leitung des Hochmeisters und des General-kapitels des Ordens stehen dürfe. Die beginnende Aufbauarbeit wurde durch die Nationalsozialisten zerschlagen.

Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg

Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich schwierig. In Österreich und in Südtirol kehrte der Orden seit Ende der vierziger Jahre zu den Aufgaben zurück, denen er während des Nationalsozialismus und des Krieges nicht nachkommen konnte: Krankenpflege, Dienst in Kindergärten, Schulen, Schüler-, Studenten- und Altersheimen, Errichtung und Ausbau entsprechender Einrichtungen, Versorgung von Pfarreien, Ausbildung des Ordensnachwuchses.

Heute ist der Deutsche Orden ein geistlicher Orden mit einem klaren Fokus auf soziale Gerechtigkeit, Gesundheitsversorgung und Bildung.

Die Brüder und Schwestern engagieren sich, in verschiedenen sozialen Projekten und bieten Unterstützung in Notfällen sowie in der regelmäßigen Pflege von Bedürftigen. Das Institut der Familiaren arbeitet eng mit den Ordensmitgliedern zusammen und trägt zur Mission des Ordens bei.

Ordensbrüder betreuen Pfarreien, Schüler- und Studentenheime, Schulen, Gästehäuser sowie Landwirtschaften, während Ordensschwestern vorwiegend in Senioren- und Pflegeheimen sowie in Gesundheitseinrichtungen wirken. Die Tradition des „Helfens und Heilens“ setzt sich bis heute fort, darunter im ST. JOSEF Gesundheitszentrum, wo die Grundwerte des Ordens – Fürsorge, Empathie und exzellente medizinische Betreuung – in moderner Form gelebt werden.

 

Quellen und weiterführende Literatur

Dr. Othmar Parteli, Fam. OT
www.deutschorden.it

Tafel in der Kommende Lengmoos

Orden allgemein:

  • Sarnowsky, Jürgen: Der Deutsche Orden, München 2007
  • Militzer, Klaus: Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart/Berlin/Köln 2005
  • Arnold, Udo: L´Ordine Teutonico – una viva realtà, Lana 2001
  • Boockmann, Hartmut: Der Deutsche Orden. 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 4. Auflage München 1994
  • Gasser, Ulrich: Der Deutsche Orden eins und jetzt, Beilage der Zeitschrift „Deutscher Orden“, nach 1993
  • Tumler, Marian; Arnold, Udo: Der Deutsche Orden - von seinem Ursprung bis zur Gegenwart; Bad Münstereifel 1992, 5. überarbeitete und erweiterte Auflage

Orden in Tirol:

  • Hye, Franz Heinz: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Tirol. Eine Bild- und Textdokumentation aus Anlass des Ordensjubiläums 1190-1990, Bozen 1991.
  • Aus der Reihe "Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens":
    • Band 14: Gruber, Erentraud: Deutschordensschwestern im 19. und 20. Jahrhundert. Wiederbelebung, Ausbreitung und Tätigkeit 1837-1971, 1971.
    • Band 28: Gasser, Ulrich: Die Priesterkonvente des Deutschen Ordens. Peter Rigler und ihre Wiedererrichtung 1854-1897, 1973.
    • Band 43: Der Deutsche Orden in Tirol - Die Ballei An der Etsch und im Gebirge. Hrsg. von Heinz Noflatscher, Bozen/Marburg 1991.