Es war uns daher eine besondere Freude, ihn als Gastredner für die Veranstaltungen der Inforeihe „Gsund bleiben“für das ST. JOSEF Gesundheitszentrum Meran gewinnen zu können. Prof. Dr. Johannes Frasnelli referierte über das Thema „Verlust des Geruchssinns: Ursachen, Folgen & Therapiemöglichkeiten“.Prof. Dr. Alfred Königsrainer, Sanitätsdirektor und Facharzt für allgemeine und Viszeralchirurgie, moderierte das Gespräch.
Gleich vorweg sagte Prof. Dr. Frasnelli, dass der Geruchssinn trainiert und geschärft werden kann, man denke nur an Sommeliers. Er stellte den Vergleich der Nase mit einer Kathedrale an: „Die Nase nimmt relativ viel Platz ein, aber ihr Eingang, die Nasenlöcher, sind klein, das ist, wie wenn man vor einer Kathedrale steht. Wenn man dann gedanklich in die Kathedrale bzw. Nase hineingeht, dann öffnet sich das, ist am Anfang schmal, geht dann ganz weit nach hinten durch und ganz hoch hinauf.“
Beim Einatmen strömen Düfte durch die Nase in die Nasenhöhle zu der Nasenschleimhaut mit den Riechrezeptorzellen. Von hier werden diese weitergeleitet an das Gehirn und wir „riechen“. Damit wir gut riechen, muss die gesamte Kette funktionieren. Ist das nicht der Fall, so ist entweder der Zugang blockiert (z.B. wie bei einem Schnupfen), die Riechrezeptorzellen funktionieren nicht oder es gibt Probleme im Gehirn (Degeneration, Tumor, …).
Aber was ist eigentlich die Aufgabe eines intakten Geruchssinns?
- Der Geruchssinn hat eine Wächterfunktion vor Gefahren, z.B. verdorbene Nahrungsmittel oder Rauch
- Er hilft oder half unseren Vorfahren Nahrungsquellen ausfindig zu machen
- Er ist wichtig für die soziale Kommunikation, z.B. zwischen Partnern und Eltern und Kindern
Der Verlust des Geruchssinns ist sehr belastend. Dabei unterscheidet zwischen
- Anosmie (vollständiger Verlust, 5% der Bevölkerung leidet darunter)
- Hyposmie (teilweiser Verlust, 20 % der Bevölkerung ist betroffen)
- Parosmie (Dinge, die anders riechen als sie sollten)
- Phantosmie (ein ständiger Geruch, der allerdings gar nicht da ist)
Auslöser können sinunasale Erkrankungen und virale Infekte sein, ebenso ein Schädel-Hirn-Trauma wie z.B. eine Gehirnerschütterung. Seit Covid sind viele jüngere Personen betroffen. Dadurch hat das eher unbekannte Gebiet der Riechforschung etwas mehr an Aufmerksamkeit erhalten.
Geruchsstörungen können leider auch ein Vorzeichen für anderen Krankheiten sein. So gibt es bei neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson und Demenz bereits ca. 10-15 Jahre vor Ausbruch der Krankheit Beeinträchtigungen des Geruchssinns.
Prof. Dr. Frasnelli merkte an, dass bei Riechstörungen oder Riechverlust unbedingt gleich ein Arzt aufgesucht werden soll. Die erste Anlaufstelle ist der HNO-Arzt. Werden hier Erkrankungen ausgeschlossen, soll ein Neurologe oder in bestimmten Fällen ein Endokrinologe zur Rate gezogen werden.