Schwindel und Gleichgewichtsstörungen

Dr. Hannes Tischler informiert über dieses weit verbreitete Beschwerdebild, das neben Kopf- und Rückenschmerzen zu den häufigsten Gründen gehört, warum Patienten einen Arzt aufsuchen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter deutlich zu, liegt bei jungen Erwachsenen nur bei knapp 2% um bei den über 65-jährigen auf mehr als 30% anzusteigen.

Bei Schwindel und Gleichgewichtsstörungen handelt es sich um keine eigenständige Erkrankung, sondern um ein multisensorisches Syndrom. Aus neurologischer Sicht kann es bei Störungen auf verschiedensten Ebenen zum Auftreten von Schwindel kommen, u.a. dem visuellen System, dem vestibulären System („Gleichgewichtssystem“), dem propriozeptiven System (Wahrnehmung der Körperstellung im Raum), dem Kleinhirn als Schaltzentrale der Koordination sowie häufig auch als somatoforme Störung ohne objektivierbare organische Ursache.

Darüber hinaus kann es auch im Rahmen von „systemischen“ Erkrankungen zu Schwindelgefühl kommen, ein häufiges Beispiel dafür ist eine arterielle Hypotonie (niedriger Blutdruck). Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sind das Leitsymptom von vielen Erkrankungen, welche im besten Fall zwar unangenehm, aber harmlos sind, in anderen Fällen aber auch auf eine lebensbedrohliche Erkrankung hinweisen können.

Neu aufgetretene, häufige oder anhaltende Schwindelanfälle bzw. -zustände sollten deshalb fachärztlich abgeklärt werden, vor allem auch um den Patienten die korrekte Therapie verordnen zu können.

Obwohl sich in der neuro-otologischen Untersuchung häufig keine Hinweise für strukturelle Ursachen finden, kann der Patient weiterhin unter Unruhe, Schwindel oder einer der Seekrankheit ähnlichen Bewegungswahrnehmung leiden. In diesen Fällen ist es wichtig, die Gesamtfunktion des vestibulären, okulo-motorischen und propriozeptiven Apparats zu beurteilen: im Idealfall tragen visuelle Informationen, Reize aus dem Innenohr und die Stellung des Körpers im Raum dazu bei, dem Gehirn die dreidimensionale Orientierung zu ermöglichen.

Bei Störungen in jeglichem involvierten Funktionssystem verliert der Patient die Sicherheit über die Stellung des Körpers im Raum und es kann zu Bewegungsempfindungen kommen, ohne dass eine tatsächliche Bewegung stattfindet (ähnlich dem Gefühl, wenn der Zug am Nebengleis losfährt). Wird das Problem nicht behoben, können sich nach und nach auch die Muskeln aufgrund der Angst vor Bewegung (Kinesiophobie) versteifen, und es entsteht ein Teufelskreis, der die Patienten dazu bringt, sich immer weniger zu bewegen und sich schließlich auch bei auf alltäglichen Aktivitäten einzuschränken. Unser Nervensystem ist plastisch und kann sich beim Auftreten von Störungen neu organisieren, sofern es entsprechend stimuliert wird. Durch Neurorehabilitation (einschließlich visueller und vestibulärer Stimulation sowie Stimulation der Halswirbelsäule) können Schwindelpatienten somit ihre Instabilität häufig deutlich verbessern.

Neurologe Hannes Tischler vom ST. JOSEF Gesundheitszentrum Meran war kürzlich als Gastarzt zur Fachtagung des Südtiroler Sanitätsbetriebes zum Thema Drehschwindel geladen und zeigt auf, worauf Schwindel hinweisen kann. Die Fachtagung wurde von von den beiden HNO-Fachärztinnen Antje Maren Heyer und Flavia D’Orazio vom Meraner Krankenhaus organisiert. Es fanden sich rund 70 Fachleute aus Südtirol und anderen Regionen Italiens ein.

 

ST. JOSEF Gesundheitszentrum

Dr. med. univ. Hannes Tischler, Facharzt für Neurologie
Meran, Franz-Innerhofer-Str. 2/4, T 0473 864 333
Bozen, Brennerstraße 2D, T 0471 1 555 000

www.stjosef.it
health@stjosef.it