Deutschorden mit neuer Hofstelle in Sarnthein
Am 16. Mai 2024 wurde in Sarntal feierlich die neue Hofstelle Baumann des Deutschordens Südtirol eröffnet.
Die Feier begann mit einer Begrüßung und einer Projektpräsentation durch den Direktor Sepp Haller und den Verantwortlichen der Deutschorden Landwirtschaft sowie zuständiger Bauprojektleiter Kaspar Platzer. Anwesend waren unter anderem AHM Prior Arnold Wieland, Altdekan P. Paul Lantschner, Provinzrat P. Christoph Waldner, Ortspfarrer P. Basilius Schlögl und Balleimeister Andreas von Mörl. Unter den Ehrengästen befanden sich Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder, Landtagsabgeordneter Franz Locher, Bürgermeister Christian Albert Reichsigel und Vize-Bürgermeister Josef Mair.
Nach der Begrüßung, präsentierte Architekt Dr. Gerhard Haller den 90 Gästen das Bauvorhaben. Im Anschluss fand eine Andacht mit Segnung durch den AHM Prior Arnold Wieland statt. Abschließend gab es nach der offiziellen Einweihung ein Buffet mit den Produkten von den Sarner Bäuerinnen, bevor die Feier mit einer musikalischen Umrahmung durch den Pächter, Jason Nussbaumer, ausklang.
Diese Initiative ist Ausdruck, dass der Orden mit dem Zeichen der Zeit geht.
Auf der Hofstelle Baumann wird künftig in naturnaher Produktionsweise auf ca. 3,5 Hektar Gemüse angebaut. Das Gemüse wird vom Pächter selbst weiterverarbeitet, veredelt und über den eigenen Hofladen vor Ort verkauft. Ziel ist es, neben der lokale Bevölkerung, auch die Einrichtungen des Deutschordens, wie die Schüler- und Studentenheime, das Gästehaus Salvatorianerinnen in Meran und die vier ST. JOSEF Senioren- und Pflegewohnheime der Deutschordensschwestern Lana, darunter das ST. JOSEF Meran, das zudem eine öffentliche Mensa betreibt, mit frischen und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Im Mittelpunkt steht eine umweltfreundliche und naturnahe Produktionsweise. Die Hofstelle setzt auf ökologische Praktiken, um sicherzustellen, dass die Erzeugnisse nicht nur gesund und schmackhaft sind, sondern auch die Umwelt schonen. Neben der landwirtschaftlichen Produktion bietet die Hofstelle Baumann auch die Möglichkeit für Urlaub auf dem Bauernhof.
Ein Blick zurück in die Geschichte der Hofstelle Baumann
Im Rahmen des gelungenen Neuaufbaus der Hofstelle ist es interessant, einen Blick zurück in die Geschichte des Baumannhofs zu werfen. Die Hofstelle Baumann, auch bekannt als Widum- Pfarr- oder Baumannhof, spielte eine zentrale Bedeutung für die Versorgung und den Unterhalt der örtlichen Geistlichkeit in Sarnthein. Erstmals wurden im Jahr 1279 die Besitzrechte und Einkünfte, bekannt als Pfründe, dokumentiert. Seit der Inkorporation der Pfarre 1396, von Papst Bonifatius IX., in den Deutschen Orden kamen die Pfründen dem Orden zugute. Die Bauern lieferten die Urbarabgaben für die Pfarrgeistlichkeit in das Pfarrhaus, das Widum. Unter Pfarrverwalter Johann Baptist Wellenzon OT wurde die Eigenwirtschaft ausgebaut. Für lange Zeit wurden die Liegenschaften der Pfründe in Eigenwirtschaft bearbeitet.
Um 1800 fand ein Neubau des Stalls statt und zwölf Jahre später wurde sowohl das Dach des Stadels als auch jenes des Stalls unter Pfarrer Johann Nepomuk von Tschiderer repariert. Um verarmten Familien in ihrer Not zu unterstützen, ließ der mittlerweile selig gesprochene Dekan Tschiderer eine ungepflegte Pfarrwiese, genannt das Pfaffenfeld, entsteinen und herrichten, sodass die arbeitslosen Männer eine Verdienstmöglichkeit hatten. In den 1880er-Jahre wurden die Gebäude prächtig hergestellt. Die Grundbuchsanlegung erfolgte um 1900 und umfasste die Widumgüter. Von 1955 bis 1957 wurde die Widums-Holzhütte zu einer Wohnung für den Pächter des Widum-Gutes (Baumann) umgebaut. Im Jahr 1966 bestanden die Pfründengüter aus 3,8 Ha Wiese, 1,4 Ha Acker und 0,65 Ha Garten, die alle bis auf dem Garten verpachtet waren. Zwanzig Jahre später wurden die Widum- und Pfründenliegenschaften auf die Provinz des Deutschen Ordens in Italien eingetragen, wodurch sie beim Deutschen Orden verblieben. Durch die Aussiedlung der Hofstelle im Jahr 2023, aus dem Ortskern in eine naheliegende Wiese am Ortsrand, wurde eine Neuausrichtung der Bewirtschaftungsform von der traditionellen Viehwirtschaft hin zum Gemüseanbau ermöglicht.