Special Care Unit: Das persönliche Schicksal

Im Gespräch mit Verena Folie, der Angehörigen eines Patienten in der ST. JOSEF Special Care Unit.

Vor einem Jahr erlitt Karl Folie aufgrund einer Lungenentzündung mit Blutvergiftung eine schwere Hirnblutung. Da er vorher eine Aspirintablette genommen hatte, konnte wegen der Blutgerinnung erst verzögert operiert werden. Nach einer langen Zeit auf der Intensivstation, ist Kari, wie ihn seine Schwester liebevoll nennt, im Wachkoma.

Frau Folie, wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Ihr Bruder in ein Wachkoma gefallen ist?

Es war ein Schock für uns alle. Kari war so ein lustiger, hilfsbereiter und herzlicher Mensch. Wir sind täglich zu ihm nach Bozen in die Intensivstation gefahren, unser Vater und unsere Tante immer mit dabei. Leider hat mein Vater das nicht mehr verkraftet. Ihm hat das so leid getan und es hat ihm auf die Gesundheit geschlagen, sodass er nach 2 Monaten plötzlich verstarb.

Wie sieht Ihr Alltag aus, seit Ihr Bruder im Wachkoma ist?

Der Alltag hat sich für mich sehr verändert, ich habe die Vormundschaft übertragen bekommen, dadurch entstehen sehr viele Pflichten und Arbeiten, die immer wieder zu erledigen sind. Ich bin bei jedem Termin im Krankenhaus mit dabei und ich bemühe mich, meinen Bruder täglich zu besuchen und mit ihm zu sprechen, zu erzählen und mit ihm zu lachen. Wenn ich mal nicht Zeit habe, ihn zu besuchen, dann weiß ich, dass er im Heim nicht alleine ist. Es kümmern sich alle hervorragend um ihn, das ganze Team vom ST. JOSEF ist immer zur Stelle und für Kari da, mittlerweile sind es auch Angehörige von anderen Patient*innen, die sich um Kari kümmern.

Haben Sie das Gefühl, dass er Sie wahrnimmt?

Ja, seit er in der ST. JOSEF Special Care Unit (SCU) ist, macht er laufend Fortschritte. Er versteht alles was man ihm sagt, er hört aufmerksam zu und gibt mit einer Hand Antwort bzw. Daumen hoch. Wenn er das Gespräch lustig findet, lacht er aus ganzem Herzen – das ist so schön. Doch wenn er etwas hört, was ihm nicht gefällt, dann wird er nachdenklich und manchmal weint er.

Wie gehen Sie mit den emotionalen Herausforderungen um?

Natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo einem fast der Mut verlässt. Aber irgendjemand steht immer hinter mir und gibt mir Kraft, Hoffnung und Mut. Ich kann bei der Arbeit jederzeit gehen. Das ist nicht selbstverständlich. Die Mitarbeiter*innen von ST. JOSEF sind immer nett und hilfsbereit. Sie kümmern sich um Kari und auch um uns, geben uns Tipps und Infos und so hat man immer
wieder Kraft und Lust auf die Herausforderungen, die anstehen.

Was gibt Ihnen Hoffnung, und welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Kari bekommt jetzt 3 Wochen Reha in der Neurorehabilitation des Krankenhauses Sterzing. Das gibt mir Hoffnung, dass er wieder einen Fortschritt machen kann. Ich danke auch der Politik, dass sie sich für solche Einrichtungen eingesetzt hat und diese finanziell unterstützt, wo Menschlichkeit und eine gute Pflege geboten wird. Wo den Patient*innen geholfen wird und ihnen ihr schweres Schicksal erträglicher gemacht wird.